Die Integrationsdienstleister

Starthilfe Zeitarbeit für Langzeitarbeitslose und Geflüchtete

Die Personaldienstleister sind ein wichtiger Partner der Bundesagentur für Arbeit bei der Arbeitsmarktintegration von Schutzsuchenden und Langzeitarbeitslosen
RAIMUND BECKER

Ehem. Vorstand Regionen der
Bundesagentur für Arbeit

DANIEL TERZENBACH

Vorstand Regionen der
Bundesagentur für Arbeit

Die Integration der Menschen, die in den vergangenen Jahren Schutz in Deutschland gesucht haben, ist eine große Herausforderung für unsere Gesellschaft. Ein wesentlicher Baustein der Integration ist die Arbeitsmarktbeteiligung der Geflüchteten. Erwerbstätigkeit ermöglicht soziale Teilhabe – sei es der Austausch mit Kollegen oder die Bestätigung, etwas zur Gesellschaft beitragen zu können.
Das betrifft nicht nur Menschen, die in den vergangenen Jahren nach Deutschland gekommen sind, sondern auch Menschen, die schon länger hier leben oder in Deutschland geboren wurden. Daher stehen Langzeitarbeitslose genauso im Fokus der Arbeitsmarktpolitik. Trotz der guten Lage am deutschen Arbeitsmarkt sind große Anstrengungen notwendig, um die Möglichkeiten sozialer Teilhabe durch Erwerbstätigkeit für Geflüchtete und Langzeitarbeitslose zu verbessern.

Die Menschen, die zu uns kommen, um Schutz zu suchen, sind größtenteils jung und motiviert. Fast die Hälfte der Schutzsuchenden haben ihr 25. Lebensjahr noch nicht erreicht, mehr als zwei Drittel sind jünger als 35 Jahre. Vielen der Geflüchteten fehlen zunächst die nötigen Sprachkenntnisse und ein vergleichbarer Abschluss. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es in ihren Herkunftsländern meist keine mit der dualen Ausbildung vergleichbaren Systeme der Berufsausbildung gibt. Außerdem verlassen Geflüchtete ihr Heimatland häufig ohne Berufsausbildung bzw. ohne nachweisende Zertifikate.

Im Januar 2020 betrug die Anzahl der arbeitsuchenden Schutzsuchenden 445.000. Diejenigen, die schon gut deutsch sprechen und über einen anerkannten beruflichen Abschluss verfügen, bleiben nicht lange ohne Arbeit. Im Zeitraum Februar 2019 bis Januar 2020 konnten 136.000 Schutzsuchende ihre Arbeitslosgikeit beenden.

Bei der Gruppe der Langzeitarbeitslosen stellt sich die Situation vielschichtiger dar. Unter Langzeitarbeitslosen verstehen wir Personen, die ein Jahr und länger arbeitslos sind. Rund eine dreiviertel Million Menschen sind in Deutschland von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Häufig handelt es sich dabei um Personen mit sogenannten vermittlungshemmenden Merkmalen. Darunter werden geringe Qualifikation, Erkrankungen, sprachliche Defizite, aber auch die Betreuung eines Kleinkindes oder ein hohes Lebensalter gezählt. Die Merkmale verringern die Chance auf eine Beschäftigungsaufnahme. Treffen mehrere Vermittlungshemmnisse zusammen, vergrößert sich das Risiko, langzeitarbeitslos zu werden.

Für beide Gruppen, für Schutzsuchende wie auch für Langzeitarbeitslose, gilt, dass die Zeitarbeit für sie einer der wichtigsten Zugänge zum ersten Arbeitsmarkt ist. Rund jeder sechste Langzeitarbeitslose und sogar jeder dritte Schutzsuchende kann durch Zeitarbeit seine Arbeitssuche beenden. Die Personaldienstleister sind daher ein wichtiger Partner der Bundesagentur für Arbeit bei der Arbeitsmarktintegration von Schutzsuchenden und Langzeitarbeitslosen.

Für Langzeitarbeitslose und für Geflüchtete ist die Zeitarbeit der wichtigste Zugang zum ersten Arbeitsmarkt.
SEBASTIAN LAZAY

Präsident des BAP und Geschäftsführer
der Extra-Personalservice GmbH

INGRID HOFMANN

Vizepräsidentin des BAP und Geschäftsführende
Alleingesellschafterin der I. K. Hofmann GmbH

Als die Anzahl der nach Deutschland kommenden Schutzsuchenden immer stärker anstieg, wussten wir: Wir wollen einen Beitrag zu ihrer Integration in unsere Gesellschaft leisten. Schnell stand für uns fest, dass wir als Personaldienstleister vor allem bei der Arbeitsmarktintegration helfen können. Für Menschen – auch mit Biografien, die nicht dem Ideal entsprechen – einen passenden Arbeitsplatz bei einem unserer Kundenunternehmen zu finden, ist schließlich eine Kernkompetenz der Zeitarbeit.

WICHTIGSTER ZUGANG ZUM ARBEITSMARKT

Wie die Statistik der Bundesagentur für Arbeit zeigt, haben wir das mit Erfolg getan: Die Personaldienstleister stellen mit Abstand die meisten Geflüchteten ein. Zwischen November 2018 und Oktober 2019 beendeten 110.700 Menschen aus den Hauptherkunftsländern der Schutzsuchenden ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. 37.200, also mehr als ein Drittel, fanden dabei eine Arbeit bei einem Personaldienstleister. Bei Langzeitarbeitslosen ist die Integrationsleistung der Branche ebenfalls bemerkenswert. 17,3 Prozent der Menschen, die im Jahr 2018 ihre Langzeitarbeitslosigkeit beenden konnten, begannen eine Beschäftigung bei einem Personaldienstleister. Für Langzeitarbeitslose und für Geflüchtete ist die Zeitarbeit also der wichtigste Zugang zum ersten Arbeitsmarkt. Wenn man bedenkt, dass gerade einmal 2,4 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland Zeitarbeitnehmer sind, wird die Leistung der Personaldienstleister umso deutlicher.

Das ist nur möglich, weil wir Personaldienstleister auf große Erfahrungen mit Personengruppen, die es schwerer auf dem Arbeitsmarkt haben, zurückgreifen können. Von den Kompetenzen der Zeitarbeitsunternehmen profitieren dabei Langzeitarbeitslose und Geflüchtete gleichermaßen: Seit Jahren liegt der Ausländeranteil in der Zeitarbeit weit über dem Durchschnitt. Das gleiche gilt für Geringqualifizierte, die bei den Schutzsuchenden übrigens die überwiegende Mehrheit stellen: Weniger als 20 Prozent der erwachsenen Geflüchteten haben ein Hochschulstudium oder eine berufliche Ausbildung abgeschlossen, die aber nicht unbedingt mit deutschen Abschlüssen vergleichbar sein müssen.

GESETZLICHE, SPRACHLICHE UND ANDERE HÜRDEN

Trotz unserer einschlägigen Erfahrungen gab es einige Schwierigkeiten. Für so manchen Engagierten war es eine böse Überraschung, dass es uns der Gesetzgeber anfangs gar nicht erlaubte zu helfen. Eine Erstbeschäftigung in der Zeitarbeit ist für ausländische Arbeitskräfte aus Drittstaaten – bis auf wenige Ausnahmen – nicht möglich. 2016 wurde mit dem Integrationsgesetz für Asylbewerber und Geduldete eine zeitlich befristete Ausnahmeregelung geschaffen. Seitdem war es in 135 von 156 Arbeitsagenturbezirken möglich, Asylbewerber und Geduldete als Zeitarbeitnehmer bereits nach drei Monaten Aufenthalt in Deutschland zu beschäftigen. Diese Regelung wurde Anfang August 2019 entfristet und auf alle Arbeitsagenturbezirke ausgedehnt, sodass die Zeitarbeit als Beschäftigungsmotor für Geflüchtete erhalten bleibt.

Das größte Hindernis war und ist in vielen Fällen aber die Sprache. Über 90 Prozent der Geflüchteten gaben an, dass sie vor der Einreise keine Deutschkenntnisse hatten. So trafen auch die Personaldienstleister vielfach auf Personen, die zwar motiviert waren, denen aber oftmals die nötigen Sprachkenntnisse fehlten. Die staatlichen Sprachlernangebote und die der Bundesagentur für Arbeit haben die Situation mittlerweile verbessert. Viele Zeitarbeitsunternehmen haben auch selbst die Initiative ergriffen und organisieren Sprachkurse. Denn ohne Deutschkenntnisse geht es nicht. Selbst wer Maschinen bedient, mit denen er nicht spricht, muss in der Lage sein, mit Kollegen zu kommunizieren oder Vorschriften zur Arbeitssicherheit zu verstehen. Im Arbeitsalltag verbessert sich das Deutsch der Geflüchteten dann meist schnell. Denn regelmäßiger Gebrauch, zum Beispiel beim täglichen Austausch mit Kollegen und Vorgesetzten, beschleunigt den Lernerfolg. Hier wird der vielzitierte Begriff Integration greifbar.

ZEITINTENSIVER BETREUUNGSAUFWAND

Aber nicht nur beim Deutschlernen und bei der Arbeitsaufnahme leisten Personaldienstleister wichtige Integrationsarbeit. Die Betreuung Geflüchteter war und ist häufig sehr zeitintensiv. Das beginnt bei alltäglichen Dingen – wie beispielsweise dem Weg zur Arbeit. Für schon länger hier Lebende mag die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs eine Selbstverständlichkeit sein, für jemanden, der gerade erst aus einer dörflichen Region zu uns gekommen ist, ist es das nicht. Deshalb organisieren Personaldienstleister unter anderem Fahrdienste – in ländlichen Gegenden ist dies für viele Zeitarbeitsfirmen schon lange üblich – oder Personaldisponenten fahren den Arbeitsweg probeweise mit den neuen Beschäftigten. Manch Unternehmen stellt den Geflüchteten sogar einen Betreuer zur Seite, der auch bei privaten Problemen hilft. Zur Unterstützung gehört für viele Personaldienstleister ebenfalls, dass sie ihren Beschäftigten – nicht nur den Geflüchteten – bei der Kommunikation mit Behörden helfen.

Die Beschäftigung von Schutzsuchenden war lange alles andere als Routine und in vielen Fällen erfordert sie von den Personaldienstleistern noch immer großes Engagement. Doch wir gewinnen so viele neue Mitarbeiter und leisten als Integrationsdienstleister einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft.

In dieser Broschüre möchten wir Ihnen Gesichter hinter den Statistiken zeigen – Menschen mit ihrer ganz persönlichen Geschichte: So individuell die Personen in dieser Broschüre auch sind, eines haben sie gemeinsam: Die Zeitarbeit hat ihnen – nach langer Arbeitslosigkeit oder einer Flucht – neue Perspektiven eröffnet, sei es in unserer Branche, durch Übernahme in die Stammbelegschaft des Kunden oder eine Ausbildung. Denn unser Geschäft ist es, unsere Beschäftigten – vom Helfer bis zum Spezialisten – mit unseren Kunden zusammenzubringen.

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